Der biologische Stoff zur Regulierung der Gelsen – BTI
BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) ist ein bodenlebendes Bakterium, dass überall auf der Welt natürlich im Boden vorkommt. Es produziert einen Eiweißstoff, welcher in der Lage ist, Larven von Stechmücken (Culicidae) und wenigen anderen Familien der Zweiflügler (Diptera: Nematocera) abzutöten. Das Bakterium wurde 1976 in Israel zum ersten Mal isoliert, daher der Name „israelensis“. Mittlerweile wird es jährlich weltweit im Tonnenmaßstab zur Bekämpfung von Stech- und Kriebelmücken eingesetzt. Aufgrund seiner hohen Selektivität, die im Wesentlichen auf dem komplizierten Zusammenspiel von Verdauungsenzymen und Rezeptorproteinen der Mückenlarven basiert, stellt die Anwendung von BTI die bislang umweltschonendste Methode der Stechmückenbekämpfung dar.
Der aktive Stoff von BTI ist ein Eiweißstoff, der von den Bakterien im Laufe ihres Lebenszyklus produziert wird. Um wirksam werden zu können, muss das Protein von den Mückenlarven gefressen werden. Im Darm der Larven wird das Protein selektiv in kleinere Untereinheiten verdaut. Die Zellen auf der Innenseite des Mitteldarms der Mückenlarven besitzen Rezeptoren, an denen die bei der Verdauung entstandenen Untereinheiten anbinden können. Dies führt zur Zerstörung der Darmzellen und führt letztendlich zum Tod der Larve. Der „Verdauungsprozess“ und das Zusammenspiel von Protein-Untereinheiten und Zellrezeptoren erfolgt äußerst spezifisch, so dass außer den Stechmückenlarven eine Schädigung anderer wasserlebender Organismen ausgeschlossen werden kann, sofern die vorgegebene Dosis eingehalten wird.
Da das BTI in den Verdauungstrakt aufgenommen werden muss, ist eine Mückenbekämpfung nur im Larvenstadium möglich. Sowohl gegen die Puppen, die keine Nahrung mehr aufnehmen, als auch gegen die fliegenden adulten Stechmücken/Gelsen ist die Verwendung von BTI wirkungslos.
Die Toxin produzierenden Bazillen können großtechnisch gezüchtet und das Protein „geerntet“ werden. Verwendet werden ausschließlich die Proteine und nicht lebende Bakterien. Bei unserem Projekt zur Gelsenregulierung werden nur zwei Formulierungen verwendet:
- BTI-Puder (früher WDG, jetzt WG), welches zu Suspensionen, d. h. in Wasser aufgelöst wird und mit Rückenspritzen ausgebracht wird
- BTI-Granulat (G), das mit dem Hubschrauber verwendet wird.
Bei sachgemäßem Umgang mit BTI besteht keine Gefahr für Mensch und Natur aus.
Gegenüber konventionellen Insektiziden weist die BTI-Methode einige wesentliche Vorteile auf:
- BTI ist hoch selektiv nur gegen Mückenlarven wirksam
- BTI kann auch in Bereichen eingesetzt werden, in denen Vorbehalte gegenüber herkömmlichen Insektiziden bestehen
- BTI wird gegen Stechmücken-Larven eingesetzt, d. h. eine Plage wird bekämpft bevor sie entstehen kann und die Fläche ist erheblich geringer als wenn fliegende Insekten bekämpft werden müssten
- es müssen keine chemischen Insektizide großflächig ausgebracht werden
Resistenzen gegenüber BTI sind bisher unbekannt.