Warum haben wir derzeit etliche Gelsen?

Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, sich die Biologie der Gelsen etwas genauer anzuschauen:

Es gibt ganz verschiedene Arten von Gelsen mit sehr unterschiedlichen Lebensweisen:
•Hausgelsen, die sich in kleinen Wasserbehältern vermehren,
•Fiebergelsen, die in permanenten Gewässern mit viel Pflanzenbewuchs aufwachsen und
•Augelsen = Überschwemmungsgelsen. Diese legen ihre Eier (ca. 300-400 pro Weibchen) auf feuchtem Boden in der Au ab. Werden diese Gelege durch ein Hochwasser überflutet entwickeln sich die Gelsenlarven und 7-18 Tage später schlüpfen die fliegenden, blutsaugenden Gelsen.

Was ist passiert? Am 30.04.2017 gab es auf der March ein Hochwasser mit 4,51 m Pegelstand Hohenau. Das war zwar nicht bedrohlich für Land und Menschen, aber es überflutete weite Teile der Au entlang der March (nicht an der Thaya). Nach Abfließen blieben in der gesamten Au große Wasserflächen stehen – in diesen Tümpeln entwickelten sich in Folge ungeheure Mengen an Gelsenlarven, es können hunderttausend auf einem Quadratmeter und Milliarden Gelsenlarven am Hektar sein.

Der „Verein biologische Gelsenregulierung entlang Thaya und March“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, derartige Gelsenplagen zu verhindern bzw. einzudämmen. Sofort nach dem Hochwasser wurden die Brutstätten der Gelsen erfasst und umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung der Larven im Wasser mit dem biologischen Mittel BTI eingeleitet. Dabei kamen sowohl unsere „Gelsenwehren“, also Fußtruppen mit Rücken-spritzen, als auch der Hubschrauber mehrfach großflächig zum Einsatz.

Warum gibt es also trotzdem etliche Gelsen in unseren Ortschaften?

…und es handelt sich zu 99 % um Überflutungsgelsen, wie unsere Untersuchungen ergeben haben. Nun die Antwort setzt sich aus vier Teilen zusammen:
1.Bisher werden nur auf der österreichischen Seite der March-Thaya-Auen Regulierungsmaßnahmen durchgeführt – unsere Nachbarn in der Slowakei und Tschechien machen nichts und Gelsen kennen keine Grenzen und schwärmen auch in die von uns regulierten Gebiete aus, deutliches Beispiel ist das Gebiet bei den Bogenschützen von Hohenau. Trotz intensiver Regulierung auf österreichischer Seite gibt es dort besonders viele Gelsen, weil das südliche Soutok-Gebiet (tschechisches Gebiet zwischen March und Thaya) geflutet war und die Gelsen aktiv von dort einfliegen.
2. Wie bei jeder anderen Arbeit im Freiland (etwa in der Landwirtschaft) hat keine Maßnahme 100 prozentigen Erfolg; selbst wenn wir von einer Reduzierung der Gelsenlarven in ihren Brutstätten durch unsere Regulierungsmaßnahmen von mindestens 90 % ausgehen, bleiben leider immer noch viele Millionen Gelsen übrig, die dann ausschwärmen und uns belästigen,
3.Für einige Gemeinden (Rabensburg, Angern, Marchegg) besonders wichtig ist auch die Tatsache, dass in den in der Au gelegenen Naturschutzgebieten jegliche Gelsenregulierung von den niederösterreichischen Behörden von Anfang an untersagt wurde – auch hier entwickelten sich nach dem Hochwasser enorme Mengen an Gelsen,
4.und der vierte, wohl wichtigste Grund ist, dass genau an den Tagen des Schlüpfens der Gelsen nach dem Hochwasser um den 15. – 18. Mai herum für mehrere Tage sehr starker Südostwind herrschte. Dieser hat massiv dazu beigetragen, Gelsen aus der Au in die Ortschaften zu transportieren, auch – oder besonders aus den unregulierten Bereichen der Nachbarländer. Dies soll nicht als eine billige Ausrede verstanden werden, sondern es gibt sehr starke wissenschaftlich belegbare Anzeichen hierfür: In mehreren Gemeinden unseres Vereins gibt es seit dem vergangen Wochenenden in den höher gelegenen Kellerbergen mehr Gelsen als in den Ortszentren selbst. Werden Gelsen vom Wind vertragen, bleiben sie in höherem Gelände, speziell mit hohen Bäumen, hängen und stechen in der Umgebung.

Alle vier Gründe tragen dazu bei, dass es momentan besonders in der Dämmerung eine spürbare Belästigung durch Gelsen gibt – es bleibt aber zu bedenken, dass ohne die Regulierungsmaßnahmen das Gelsenaufkommen um ein Vielfaches schlimmer wäre – vielleicht so wie in vergangenen Jahren etwa 2006 und ein Aufenthalt in Freien wohl auch tagsüber unerträglich wäre.

Der Verein mit all seinen Mitarbeitern und freiwilligen Helfern wird sich weiter dafür einsetzen, die Regulierungsmaßnahmen noch erfolgreicher zu machen und endlich auch die Nachbarn davon zu überzeugen, gemeinsam und aktiv gegen die Gelsenplagen vorzugehen.

Erfreulich ist, dass Gelsen nicht sehr lange leben und wenn es keine weiteren Hochwässer in nächster Zukunft gibt, die meisten der Plagegeister schon in 10 – 14 Tagen wieder verschwunden sein werden.

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Start in die neue Gelsensaison

Mit Frühlingsbeginn starten wir leider auch in eine neue „Gelsensaison“. Schon jetzt können wir alle die ersten wichtigen Vorkehrungen treffen, um unsere wunderbare Region auch heuer wieder halbwegs „gelsenfrei“ genießen zu können.

Daher unbedingt sofort:

Alle Kellerräume, auch Weinkeller, Garagen, Lagerräume, Sickerschächte, Dachböden etc. auf überwinternde Gelsen absuchen und diese, bevor sie in den nächsten Tagen ausschwärmen, vernichten.

Gelsen, die uns dabei entwischen, brauchen für ihre Eiablage Wasser, welches sich oft in z.B. durchhängende Dachrinnen, Bottichen für Gießwasser, Biotopen, etc. befindet.

Daher weg mit allen unnötigen „Wasserstellen“!

Kübel sollte man so hinstellen, dass sich kein Regenwasser ansammeln kann. In den Vogeltränken sollte man mindestens einmal in der Woche das Wasser wechseln, damit die Gelsenlarven nicht zur vollen Entwicklung kommen, am besten geschlossene Regentonnen verwenden.

Unbedingt notwendige Wasserbehältnisse täglich kontrollieren und bei Bedarf „Culinex-Tabletten“ ausbringen. Schoepfprobe_Maerz_2017Eine Tablette reicht für ein Wassergefäß bis 100 Liter.

„Culinex-Tabletten“ erhalten sie kostenlos auf dem Gemeindeamt!

Auch in den Auen der March und Thaya wurden bereits alle potenziellen Gelsenbrutstätten fachgerecht kontrolliert und mittels Rückenspritze BTI ausgebracht, da wir in einigen Tümpeln bereits zahlreiche Gelsenlarven gefunden haben (siehe Foto: Schöpfprobe vom 17. März 2017).

Bitte helfen Sie mit, die Hausgelsen zu reduzieren und geben Sie diese Information auch an Ihre Verwandten, Freunde und Nachbarn weiter.

Auf einen hoffentlich „gelsenfreien“ Sommer!

Ihr

Bürgermeister Robert Freitag, Obmann des Vereins zur biologischen Gelsenregulierung

 

 

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Jahresbericht 2016

2016 ein erfolgreiches Jahr für die Biologische Gelsenregulierung mit extrem unterschiedlichen Verhältnissen in den nördlichen und südlichen Mitgliedsgemeinden.

Das vergangene Jahr 2016 war insgesamt gesehen ein erfolgreiches Jahr für den Verein biologische Gelsenregulierung an Thaya und March. Als erste Aktivität im frühen Frühjahr wurden in allen Gemeinden Schulungen durchgeführt um die Mitarbeiter der Gemeinden und freiwillige Mitbürger der „Gelsenwehren“ mit den technischen, biologischen und praktischen Anforderungen des Projektes biologische Gelsenregulierung vertraut zu machen. Auch die Ausrüstungen und Materialien wurden vorbereitet für die neue Saison.

Erste kleinflächige Einsätze der Einsatzkräfte im März und April galten den so genannten „Wald- oder Frühjahrsgelsen“. Diese Gelsenarten treten in nur einer Generation auf in beschatteten Tümpeln in Waldbereichen im frühen Frühjahr und sind extrem temperatur-unempfindlich. Da sie in feuchten Jahren große Populationen bilden und auch weit wandern können, ist die aufmerksame Kontrolle der Waldgelsen und deren Regulierung wichtiger Teil eines erfolgreichen Programms.

Nach einem relativ feuchten Winter gab es im April und Mai dann die ersten kleineren Hochwässer an der March, die nur die niedrigeren Bereiche der Au betrafen. Örtliche begrenzte Regulierungsmaßnahmen mit Gelsenwehren wurden in mehreren Gemeinden, so in  Hohenau, Ringelsdorf-Niederabsdorf, Drösing, Jedenspeigen und Dürnkrut durchgeführt. Wie schon in den vergangenen Jahren wurden sehr gute Resultate bei den Einsätzen erzielt, was auf die gute Schulung der Einsatzkräfte und die hohe Wirksamkeit des verwendeten biologischen Regulierungsmittels BTI zurückzuführen ist. Es wurden überflutete Weichholzauen, Wiesen und Pappelkulturen behandelt.

Ab dem Sommer waren die Wasserstände der beiden Flüsse March und Thaya zwar sehr niedrig, aber die wiederholten kurzen Regenfälle reichten aus um eine Vielzahl kleiner Brutstätten insbesondere für die Hausgelsen zu schaffen und so waren unsere Einsatzkräfte mit genauen Kontrollen insbesondere der innerörtlichen Brutstätten und deren Regulierung durchaus beschäftigt. Diese innerörtlichen Kontrollen übernahmen in einigen Gemeinden die geschulten Mitarbeiter der Bauhöfe, in anderen die Gruppen von Freiwilligen. Das Ergebnis aller Einsätze mit einem extrem gelsenarmen Sommer war für die Bevölkerung sehr zufrieden stellend.

Ganz anders verlief das Jahr in unseren beiden südlichen Gemeinden Marchegg und Engelhartstetten. Immer wenn die Donau Hochwasser führte wurden durch den Rückstau in der Unteren March weite Bereiche der Au überflutet. Schon im Frühjahr begannen die ersten ausgedehnten Überflutungen, die besonders die Umgebung von Markhof und die Lange Lusse von Marchegg betrafen. Insgesamt gab es in den Monaten Mai bis Ende August 12 Gelsen-relevante Hochwässer von über 4 m Pegelstand Thebnerstraßl, wie auch auf der Grafik mit den Wasserständen der Donau zu sehen ist.

MesswerteSo wurden hier wiederholt Einsätze mit lokalen Gelsenwehren notwendig. Bei drei großflächigen Überflutungen wurden Hubschraubereinsätze durchgeführt, insgesamt wurden bei den Heli-Einsätzen im Mai, Juli und August ca. 83,7 ha aus der Luft behandelt. Obwohl die Einsätze aus der Luft gut organisiert und erfolgreich verliefen, wurden im Juli 2016 insbesondere in Marchegg Heimatland und Bahnhof ein vermehrtes Auftreten von Gelsen festgestellt.

Durch die systematische Untersuchung der fliegenden (adulten) Gelsen mit speziellen Fallen (mit Trockeneis – CO2) konnte festgestellt werden, dass ein Großteil dieser Plagegeister aus den nahe liegenden Schutzgebieten, insbesondere der „Nani-Au“ südwestlich von Marchegg kamen und einem besonders dicht mit Schilf bewachsenem Gebiet nahe Heimatland. Die Lufteinsätze im Bereich der gefluteten Au von Markthof erwiesen sich als besonders erfolgreich. Damit dies auch 2017 wieder so ist, laufen bereits die Vorbereitungsarbeiten.

Mit großem Dank an alle freiwilligen Helferinnen und Helfern verbleiben:

Bürgermeister Robert Freitag und Diplom Biologe Hans Jerrentrup
als Vorsitzender bzw. Fachkraft des Vereins zur biologischen Gelsenregulierung.

Waldgelsenregulierung

Einsatz mit der Rückenspritze

Gelsenbrutstaette_March

Gelsenbrutstätte im Augebiet

 

 

 

 

 

 

 

 

Hausgelsenbrutstaette

Brutstätte von Hausgelsen

Schöpfprobe aus einer Gelsenbrutstätte

Schöpfprobe aus einer Gelsenbrutstätte

Helieinsatz

Einsatz des Helikopters in Engelhartstetten

 

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Saisonbeginn 2016

Gelsenheli_Mai_2016Die heurige Gelsensaison hat bereits Ende März begonnen. Seit dieser Zeit werden die potentiellen Gelsenbrutstätten in den neuen Mitgliedsgemeinden regelmäßig kontrolliert.
Das hatte bereits einige kleinere Einsätze der Gelsenwhren zu Folge. Am 20. Mai musste dann schon der erste Hubschraubereinsatz im Bereich Marchegg/Engelhartstetten organisiert werden.

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Die Dürnkruter Gelsenwehr auf der Jagd

Rudi Dlapa hat die Dürnkruter Gelsenwehr mit der Kamera begleitet und gibt uns in diesem Video Einblicke in die Tätigkeit der Gelsenwehr bei der biologischen Regulierung der Plagegeister.

Zum Youtube-Video

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Die Gelsensaison 2015 hat begonnen

Gelsenwehr_Hohenau_April2015

Die Hohenauer Gelsenwehr in den Marchauen im Einsatz.

Nach einem sehr feuchten Herbst und Winter hat heuer die Gelsensaison schon früh begonnen. Gleich im April, am 04.04.2015 mit einem Hochwasser von 4.18 m Pegelstand Hohenau wurden weite Teile der Au geflutet. So wurden die im Verein biologische Gelsenregulierung zusammengeschlossenen Gemeinden früh aus der Winterruhe wachgeschüttelt und mussten sofort im ganzen Gebiet umfassende Kontrollen der Brutstätten der Gelsen in der Au durchführen und die Larvenbestände erfassen  und kartieren. Aufgrund der noch recht niedrigen Temperaturen vor allem in den Nächten entwickelten sich nicht in allen potenziellen Brutstätten Gelsenlarven, es wurden aber doch in allen Gemeinden zumindest einige Brutstätten mit massenhafter Gelsenentwicklung festgestellt, die ein Eingreifen notwendig gemacht haben.

Einschulung der Gelsenwehren den Gemeinden haben begonnen

Wie es die gesetzlichen Auflagen vorschreiben werden jedes Jahr die freiwilligen Helfer und Bauhofmitarbeiter der „Gelsenwehren“ in einem mehrstündigen Schulungskurs auf die Einsätze vom hauptamtlichen Biologen des Vereins vorbereitet. Hierbei werden in Theorie und Praxis die folgenden Themen behandelt:

  • Allgemeine Biologie der Gelsen,
  • Einführung in die biologische Gelsenregulierung,
  • Dosierungen bei BTI-Anwendungen und handelsübliche BTI-Formulierungen,
  • Ausbringungsmethoden und Handhabung der Rückenspritzen,
  • Beprobung der Gewässer und Protokollierung der Daten,
  • Arbeitsschutz und Sicherheitsvorkehrungen beim Ausbringen von BTI

Einsätze der Gelsenwehren im April nach Hochwasser

In den Gemeinden Hohenau, Ringelsdorf, Drösing Jedenspeigen, Dürnkrut, Angern und Marchegg waren die speziell eingeschulten Gelsenwehren in der 2. und 3. Aprilwoche intensiv im Einsatz und sind mit Rückenspritzen und unserem biologischen Präparat BTI den großen Mengen an Gelsenlarven zu Leibe gerückt. An den Einsätzen waren bisher mehr als 42 Personen beteiligt. Nach jedem BTI Einsatz werden alle Brutstätten genau kontrolliert und es konnte wieder einmal ein sehr guter Erfolg der Regulierungs-Maßnahmen festgestellt werden.

Hubschraubereinsatz am Samstag den 18.04.2015

Da es in den Gemeinden Hohenau, Ringelsdorf und Jedenspeigen einige große schwer begehbare Brutstätten mit Massenentwicklung von Gelsenlarven gab wurde der Einsatz des Hubschraubers notwendig. Nach ausgiebiger Vorarbeit im Gelände wurden die zu befliegenden Flächen digitalisiert und in das bestehende elektronische Kartensystem integriert. Dabei wurden auf bestimmte ökologisch wichtige Aspekte wie Horste von seltenen Brutvögeln wie Greife, Störche und Reiher besonders Rücksicht genommen und diese weit möglichst ausgespart aus den zu befliegenden Flächen. Diese Daten wurden dann an die Hubschrauberfirma weitergeleitet und in deren GPS System eingespeist, so kann der Pilot im Einsatz metergenau die zu behandelnden Flächen anfliegen. Auch hier bescheinigten die am folgenden Tag durchgeführten Nachkontrollen am Boden sehr gute Erfolge der BTI Anwendung.

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Ein ungewöhnliches Gelsenjahr 2014

Alle Menschen sind in Erwartung der Festlichkeiten, „weiße Weihnachten und Neujahr“ stehen vor der Tür und unsere Gedanken beschäftigen sich mit allem – nur nicht den Gelsen! Aber Jahresende ist auch die Zeit, um einen Rückblick zu nehmen und schon jetzt darüber nachzudenken, was man in Zukunft bezüglich der Gelsenregulierungverbessern sollte.

In diesem Sinne – wie ist das Gelsenjahr 2014 verlaufen? Nun zunächst fing alles mit einem extrem milden, aber niederschlagsarmen Winter an, der die Chancen für die überwinternden Gelsen erhöht und schon deshalb war die Aufmerksamkeit des Gelsenvereins mit seinen Mitarbeitern in den 9 Gemeinden entlang Thaya und March schon sehr früh im März stark erhöht. Regelmäßige Kontrollen in der Au und den Randgebieten waren Pflichtübung für alle, es folgten Schulungen der Mitarbeiter, dieses Jahr in allen Gemeinden gesondert und besonders intensiv, denn nur gut geschulte Mitarbeiter können die richtigen Maßnahmen ergreifen. Erste kleine Hochwässer an der March und der Donau im Mai und Juni wurden von unseren Gelsenwehren – den mit Rückenspritzen ausgestatteten Mitarbeitern der Gemeinden und den freiwilligen Helfern gemeistert. Dann folgte der trockenste Sommer seit vielen Jahren und die Mitarbeiter konnten sich voll auf die Regulierung der Hausgelsen innerhalb der Gemeinden und Kellerberge konzentrieren, in Regenabflussschächten, kleinen Teichen, Gräben und Wasserfässern wurden den „ortseigenen Gelsen“ sehr erfolgreich zu Leibe gerückt.

Doch dann kam die große Wende – ab Mitte August 2014 gab es ungewöhnlich viele Regenfälle, meist nicht sehr große Mengen, aber sehr kontinuierlich und so war es unvermeidbar, dass auch die Flüsse stiegen. Insbesondere die Thaya brachte viel Wasser und Anfang September (an der Donau schon Ende August) kam es zu ersten Hochwässern und gehäuften Einsätzen, auch der Hubschrauber flog wieder mehrere Einsätze in etlichen Gemeinden und es lief noch alles in geregelten Bahnen. Der Erfolg der Maßnahmen war gut, es entwickelten sich kaum Gelsen. Doch die Regenfälle setzten sich fort und auch auf den Äckern blieb das Wasser an vielen Stellen stehen, häufig auch dort, wo nie zuvor Wasser stand. Es kam zu mehreren weiteren Hochwässern und die gesamte Au lief voll – etwa ab einem Machpegel von 4,2 m (Hohenau) wird ein Großteil der Au geflutet. Auch im benachbarten Tschechien wurde das gesamte Soutok-Gebiet geflutet, wie auch die Au in der Slowakei. Erneut wurde der Hubschrauber, diesmal großflächig, eingesetzt (am 21.09.14) und es folgten intensive Nachkontrollen, die eigentlich zeigten, dass der Großteil der Brut vernichtet war. Die Wasserstände blieben aber für weitere 2 Wochen hoch und es folgte das Unerwartete: Erneut setzte Ende September/Anfang Oktober das Schlüpfen der Gelsen-Larven ein – großteils unbemerkt.

Hier ist ein kurzer Ausflug in die Biologie der Gelsen notwendig: Die im Boden liegenden Gelsen-Eier werden aktiviert, wenn drei Faktoren der Umwelt richtig sind: die Wassertemperatur muss über 10o C sein, der Sauerstoffgehalt im Wasser muss fallend sein, d.h. das Wasser steht jetzt in den Tümpeln, fließt also nicht mehr und die Tageslänge ist zunehmend bzw. gleichbleibend.

Nun ist es in Mitteleuropa allgemein üblich, die Maßnahmen zur Gelsenregulierung ab Mitte September einzustellen, da die Tage deutlich kürzer werden und die Gelsen-Eier „wissen“, es kann jetzt Nachtfröste geben und sie entwickeln sich nicht mehr zu Larven und dann zu Gelsen: Aufgrund der warmen Witterung in diesem Jahr wurden die Einsätze bis Ende September fortgesetzt, aber nicht länger! Hervorgerufen durch die sehr warmen und sonnenreichen hellen Tage haben sich die Gelsen danach unerwarteter Weise weiter entwickelt und es kam zu einer regelrechten Plage im Oktober, die von den Mitbürgern der Region sehr heftig erlebt wurde, da, angeregt durch die sonnenreichen Tage dieses schönen Herbstes, viele Aktivitäten noch auf Balkon, Terrasse, im Garten und beim Heurigen stattfanden.

Das bringt uns zum Thema der Verbesserungen für das nächste Jahr, zuallererst müssen wir wieder sehr früh anfangen, die Gelsenwehren wirklich einsatzbereit zu machen. Hierzu auch der inständige Aufruf an alle Mitbürger, sich eventuell als freiwillige Helfer zur Verfügung zu stellen und mitzuarbeiten, wenn Einsätze notwendig sind. In vielen Gemeinden haben wir immer noch viel zu wenige Freiwillige, leider sind die überfluteten großflächigen Augebiete mit einer kleinen Mannschaft nicht optimal kontrollierbar.

Weiterhin haben wir natürlich gelernt, dass die Gelsensaison erst beendet ist, wenn sich keine Gelsen mehr entwickeln und nicht wenn der Kalender es vermuten lässt! Wir werden also – allen Unkenrufen zum Trotz – von denen es nicht wenige gab, als der kostspielige Hubschrauber im September noch eingesetzt wurde, im nächsten Herbst weiter auf der Hut sein und unsere Arbeit fortsetzen, bis sich wirklich keine Larven mehr entwickeln.

Wir müssen uns aber auch klar sein, dass die Regulierung der Gelsen wirklich einen großen finanziellen Aufwand bedeutet. Wir haben gelernt, dass der Hubschrauber das erfolgreichste Mittel bei größeren Hochwässern ist – nur so können große Flächen erfolgreich bearbeitet werden – aber eben auch viel Geld kostet.

Und abschließend möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass wir unsere Bemühungen intensiv fortsetzen werden, unsere östlichen Nachbarn zu überzeugen, sich an der Gelsenregulierung auf ihren Gebieten zu beteiligen. Gelsen kennen nämlich keine Grenzen und bei Ostwind kommen sie auch in Scharen zu uns herüber.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, ein gutes gesundes und gelsenarmes Jahr 2015 und hoffen auf rege Beteiligung an der gewaltigen Aufgabe der Gelsenregulierung.

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Hubschraubereinsatz am 21. September 2014

Helieinsatz_Gelsen_2014

Projektleiter Robert Freitag, Bürgermeister aus Hohenau an der March mit seinem Amtskollegen aus Angern an der March, Bürgermeister Robert Meissl, während einer Pause zum Auftanken des Hubschraubers.

Die Befürchtungen, dass die Gelsensaison noch nicht zu Ende sei, haben sich bewahrheitet. Der Hubschrauber musste deshalb am Sonntag, dem 21. September, erneut abeben, um den Wirkstoff BTI zur Regulierung des Larvenaufkommens auszubringen.

Festgestellt wurden Mengen von 200 bis 600 Larven pro Liter. Insgesamt wurden deshalb 125 Hektar in den Gemeinden Hohenau an der March, Ringelsdorf-Niederabsdorf, Dürnkrut, Jedenspeigen und Angern an der March betreut.

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Befliegung am 9. September 2014

Eine riesige Gelsenbrutstätte aus der Hubschrauberperspektive in der Großgemeinde Engelhartstetten (im Hintergrund die Radbrücke Schlosshof in die Slowakei).

Eine riesige Gelsenbrutstätte aus der Hubschrauberperspektive in der Großgemeinde Engelhartstetten (im Hintergrund die Radbrücke Schlosshof in die Slowakei).

Anfang September wurden in den Gemeinden Hohenau an der March, Drösing, Jedenspeigen, Angern an der March, Marchegg und Engelhartstetten-Markthof Gelsen-Regulierungsmaßnahmen mit dem Hubschrauber auf insgesamt ca. 50 ha durchgeführt.Bei der gründlichen Nachkontrolle konnte selbst in besonders schwierigen Brutstätten eine erfreuliche Erfolgsquote festgestellt werden. Erwartungsgemäß zeigt es sich in der Praxis immer wieder, dass der Hubschrauber bei dichter Vegetation, wie derzeit, am effektivsten ist.

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Die Gelsensaison ist noch nicht zu Ende!

Derartigen Wasserstellen, wie hier am nördlichen Ortsende von Hohenau, ist derzeit erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen!

Derartigen Wasserstellen, wie hier am nördlichen Ortsende von Hohenau, ist derzeit erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen!

Im Gegenteil: die gehäuften Niederschläge der vergangenen Tage mache eine erhöhte Aufmerksamkeit unbedingt erforderlich! Die momentanen Luft- und Wassertemperaturen ermöglichen bei geeigneten Überflutungsbedingungen durchaus Massenentwicklungen von Gelsen.Es wäre sehr schade, die bisher weitgehend erfolgreiche Saison durch ein Massenauftreten im September zu überschatten. Ein besonderes Augenmerk muss dabei auch auf die vernässten Sutten auf landwirtschaftlichen Flächen gerichtet werden, die ein wahres Paradies für Gelsenlarven darstellen würden.

Ebenso ist Vorsicht betreffend vieler kleiner Wasserstellen entlang Thaya und March geboten. Der nun durchtränkte Boden in der Au kann kein Wasser mehr aufnehmen. Auch dadurch können sich leider unzählige Gelsenbrutstätten bilden.

Hans Jerrentrup und die Gelsenwehren sind deshalb seit der Kalenderwoche 36 mit noch größerer Wachsamkeit im Betreuungsgebiet unterwegs, um genau zu kontrollieren und für Einsätze bereit zu sein!

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